Pflanzen-Steckbrief: Der Spitzwegerich

Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) wird auch „Herrscher des Weges“ genannt, das drückt bereits sein deutscher Name aus („wega“ = althochdt. „Weg“ und „-rich“ = indogerm. „König, Herrscher“). Während der Breitwegerich (Plantago major) am liebsten direkt auf den Wegen wächst, fühlt sich der Spitzwegerich eher am Wegrand sowie auf Wiesen und Weiden wohl.

In der astrologischen Signaturenlehre wird der Spitzwegerich dem Planeten Merkur zugeordnet. Merkurpflanzen können wunderbar bei Atemwegs- und Lungenerkrankungen eingesetzt werden. Wir erkennen die Signaturen von Merkur in der schlanken Gestalt der Blätter sowie den Pollen, die wie kleine Antennen mit der Außenwelt kommunizieren. In der Mythologie ist Merkur der Gott der Reisenden, der Herr aller Wege und Straßen. Das trifft sicherlich auch auf den (Breit- und) Spitzwegerich zu. Bei den Kelten zeigte der Spitzwegerich den Weg in das Totenreich an. „Die Fußstapfen des Weißen Mannes“ nennen die Ureinwohner Amerikas den Wegerich. Denn wo er wächst, eroberten sich einst die weißen Siedler das Land. Die klebrigen Samen des Wegerichs haftete an den Wagenrädern und wurde so über das Land verbreitet.

Auf feinstofflicher Ebene kann uns der Wegerich Kraft und Orientierung geben. Er hilft dabei, den Weg zu sich selbst und die Heimat in sich selbst zu finden.

Ich schätze den Spitzwegerich sehr in der Wildkräuterküche und als immunstärkende Pflanze. Die Spitzwegerichtinktur darf in meiner Hausapotheke nicht fehlen, denn sie ist für vieles einsetzbar (siehe Rezepte unten).

Dem Spitzwegerich habe ich in diesem Jahr zwei Wochenenden im Rahmen der Neun-Pflanzen-Ausbildung gewidmet.

Erkennungsmerkmale

Der Spitzwegerich ist unverkennbar, er ist sehr individuell. Seine Blätter gleichen Gräsern, kein anderes Kraut hat solch markante Blätter wie er. Er steht spielerisch, elfengleich in den Wiesen und an den Wegrändern.

Der Spitzwegerich hat einen ausdauernden Wurzelstock mit vielen Faserwurzeln. Aus der grundständigen Rosette treiben im Frühjahr bis zu 30 cm lange, lanzettlich-spitze Blätter. Die einzelnen Blätter haben 3 bis 7 parallel verlaufende deutlich sichtbare Blattnerven. Der Spitzwegerich blüht von Mai bis September. Die Blüte sitzt als walzenförmige Blütenähre auf einem langen Stiel, ist bräunlich und 2 bis 3 cm lang, mit winzigen Zwitterblütchen. Die gelblichen Staubblätter stehen deutlich heraus.

Ernte

Die Blätter können von April bis in den Spätherbst hinein gesammelt werden. Für die Verwendung in der Wildkräuterküche werden die jungen und zarten Blätter im Frühling geerntet, denn sie schmecken am besten. Zum Trocknen werden die Blätter klein geschnitten und in einer Kiste ausgebreitet, die Trocknungsdauer beträgt zwei bis drei Wochen bei Zimmertemperatur. 

Die Blüten und Samen können ab Mai gesammelt und am besten frisch genossen werden.

Verwendung in der Wildkräuterküche

Der Spitzwegerich ist eine der Hauptkräuter in der Neunkräutersuppe, die traditionell im Frühjahr als stärkende Kraftsuppe zu sich genommen wurde. Sehr lecker schmeckt auch die Spitzwegerichsuppe (Rezept siehe unten), die wie eine feine Pilzsuppe schmeckt.

Die zarten Blätter und Blütenstände vom Spitzwegerich können auch frisch verwendet werden, z. B. in Kräuterbutter, als Salatbeigabe oder im Smoothie.

Der Spitzwegerich enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Mineralien, Spurenelemente (insbes. Kieselsäure, Eisen, Kalium, Zink) und Vitamine (insbes. Vit. A, C, K). Er sollte viel, am besten täglich, auf unserem Speiseplan stehen. Am besten roh, denn so stärkt er ganz hervorragend unser Immunsystem und die Selbstheilungskräfte.

Verwendung als Heilpflanze

In der Schulmedizin wird der Spitzwegerich innerlich als Tee, Saft, Sirup oder Tinktur bei Katarrhen der Luftwege und entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut verwendet. Äußerlich wird er bei Insektenstichen und zur Wundheilung angewandt. Hierzu verwendet man am besten den Frischsaft, indem man die Blätter zwischen den Händen zerreibt und den austretenden Saft direkt aufträgt. Das hilft auch sehr gut, wenn man sich an der Brennnessel verbrannt hat. Auch die Spitzwegerichtinktur kann hier eingesetzt werden, ich habe immer ein kleines Fläschchen in meinem Erste-Hilfe-Set im Rucksack.

In der Volksheilkunde ist der Spitzwegerich aufgrund seiner Schleimstoffe schon lange als ein wunderbares Heilmittel bei Husten und zur Stärkung der Lunge bekannt. Er wird zur Stärkung des Lungengewebes bei Rauchern, Lungenentzündung, Asthma oder Bronchitis angewendet. Bei Erkältungskrankheiten und zur Immunstärkung schätze ich die Spitzwegerichtinktur, die ich bei den ersten Anzeichen von Erkältung und/ oder Husten in lauwarmen Wasser (Rezept siehe unten) einnehme, die Symptome verschwinden oft über Nacht. Zudem ist der Spitzwegerich eine gute Wahl, wenn es um die Blutreinigung und einen schwachen Magen geht. Als Schleimpflanze unterstützt er auch die Haut, heilt kleine Wunden und lindert den Juckreiz z. B. bei Neurodermitis oder anderen Ausschlägen. Zur Anwendung auf der Haut kann die Tinktur, der Frischsaft oder Tee verwendet werden. Du kannst auch ein Heilöl ansetzen (klein geschnittene Blätter zwei Wochen in einem guten Öl ausziehen) und daraus eine Salbe zubereiten (in 100 ml Spitzwegerichöl 15 Gramm Bienenwachs schmelzen).

Aufgrund seines Aucubingehaltes gehört der Spitzwegerich zu den antibiotisch wirkenden Pflanzen. Hier sollte der Frischsaft verwendet werden, der zudem auch sehr enzymreich ist und so unser Immunsystem unterstützt – und nicht wie die synthetisch hergestellten Antibiotika das Immunsystem zum Erliegen bringt.

Neben- und Wechselwirkungen

… sind keine bekannt. Für die Anwendung von Spitzwegerich während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung gegen Husten bei Kindern unter 3 Jahren wird schulmedizinisch abgeraten, weil diese Symptomatik in ärztliche Hände gehört.

Rezepte

Rezept: Spitzwegerichsuppe

Zutaten: 
5 große Kartoffeln, ein Bund Spitzwegerichblätter, eine kleine Zwiebel, Gemüsebrühe und Sahne.

Zubereitung:
Die Zwiebel klein hacken und mit den klein geschnittenen Spitzwegerichblättern in einem Suppentopf mit etwas Butter oder Kokosöl andünsten. Die geschälten und gewürfelten Kartoffeln dazu geben und mit Wasser auffüllen. Sobald das Wasser kocht, mit Gemüsebrühe und etwas Steinsalz würzen. Etwa 20 Minuten köcheln lassen, die Suppe pürieren und einen Becher Sahne dazu geben. Nochmals kurz köcheln lassen und dann servieren.
Eine wirklich köstliche Suppe, die ein ganz leichtes Champignonaroma hat.

Rezept: Erdkammer-Sirup

Das ist der beste Hustensirup, den ich jemals genießen durfte!

Frische und klein geschnittene Spitzwegerichblätter werden abwechselnd mit Honig in einem verschließbaren Einmachglas geschichtet. Die erste und letzte Schicht sollte immer Honig sein. Das Glas wird verschlossen und für zwei bis drei Monate etwa 50 cm tief im Garten in der Erde vergraben. Bitte markiere die Stelle, damit du sie auch wiederfindest! Nach dem Ausgraben wird der Honig leicht (!) erwärmt und durch ein Sieb gefiltert. Er ist zwei bis drei Jahre im Kühlschrank haltbar. Bei Husten und Erkältungskrankheiten einen Löffel Spitzwegerichhonig im Mund zergehen lassen. Kinder lieben diesen Hustenhonig, Kinder unter drei Jahren dürfen/ sollten jedoch keinen Honig zu sich nehmen!

Rezept: Spitzwegerich-Tee

Zubereitung:
Zwei Teelöffel Blätter werden mit 1/4 Liter kaltem Wasser zum Sieden gebraucht und nach 5 Minuten abgeseiht. Traditionell wird ein Kaltauszug hergestellt, um die Schleimstoffe zu schützen. Dazu werden die Spitzwegerichblätter (Menge wie zuvor) in kaltem Wasser angesetzt, sechs Stunden ausgezogen und vor dem Trinken leicht erwärmt.

Anwendung:
Bei Husten, Bronchitis, Erkältungskrankheiten und zur Stärkung der Lungen können Erwachsene bis zu drei Tassen täglich trinken. Auch bei Magenproblemen kann der Tee entlasten.

Rezept: Spitzwegerichtinktur

Zutaten:
Frische Spitzwegerichblätter und Wodka.

Zubereitung und Anwendung:
Die Spitzwegerichblätter klein schneiden oder zupfen, in ein Einmachglas füllen und mit Wodka aufgießen, bis alle Blätter gut bedeckt sind. Drei bis vier Wochen ziehen lassen, täglich schütteln und dann abfiltern. Die fertige Tinktur hält sich bis zu fünf Jahren.
Die Tinktur hilft äußerlich bei Insektenstichen, Brennnesselverbrennungen, juckenden Ausschlägen, Hautpilzen und kleinen Wunden. Innerlich eingenommen stärkt sie das Immunsystem, hilft bei Husten und Erkältungskrankheiten. Dafür können Erwachsene bis zu dreimal täglich 15 – 20 Tropfen in einem Glas lauwarmen Wasser schluckweise zu sich nehmen.


Quellen:
Siegrid Hirsch & Felix Grünberger: Die Kräuter in meinem Garten
Doris Grappendorf: Wildkräuterküche
www.arzneipflanzenlexikon.info

Hinweis:
Die hier angegebenen Anwendungsbeispiele und Rezepturen ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch. Die Anwendung erfolgt in eigener Verantwortung und auf eigene Gefahr.