Wasser – Lebenskraft und Hingabe

Wieder hat ein neues Jahr begonnen, das Jahresrad dreht sich ständig weiter. Alles Leben hier auf der Erde (und vielleicht auch im Universum) verläuft zyklisch, es gibt keinen Anfang und kein Ende, alles geht in eine andere Energie oder einen anderen Zustand über.

Die Übergänge zwischen den Jahreszeiten mit den entsprechenden Qualitäten kannst du wahrnehmen, wenn du dich bewusst auf die Rhythmen und Zyklen in der Natur einlässt. Zur Zeit von Imbolc, also Anfang bis Mitte Februar, ist der Übergang zum Frühling schon am Wirken und auch spürbar: die hellen Tagesstunden nehmen zu, die Vögel werden lebhafter, die ersten Scharbockskräuter sprießen. Ach ja, auch das können wir tief in uns spüren: Frühlingsgefühle!

In dieser Zeit nehme ich das Element Wasser sehr stark wahr. Wasser ist ein Träger von Gefühlen bzw. macht Gefühle sichtbar: wenn wir etwas leckeres sehen oder riechen, läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Wenn wir traurig sind, weinen wir Tränen. Wenn wir unsicher oder ängstlich sind, fangen wir an zu schwitzen. Das Element Wasser scheint also direkt mit unserem Gefühlsleben verbunden zu sein. „Nah an’s Wasser gebaut.“ So beschreibt man oft Menschen, die sich sehr ihren Emotionen und Gefühlen hingeben.

Wir Menschen bestehen etwa zu 60 % aus Wasser. Die Oberfläche der Erde, der „blaue Planet“, auf dem wir leben, besteht zu 71 % aus Wasser. Wasser scheint für uns Erden-Menschen bedeutsam zu sein. Fühlen und Gefühle scheinen ebenso von Bedeutung zu sein. Die Erde (Gaia) lädt uns zum Spüren, Fühlen und bewusstem Wahrnehmen ein.

Das Wasser in einem Bach sucht sich unermüdlich seinen Weg. Hindernisse werden umflossen, hier und da staut es sich mal, doch der Bach fließt immer weiter, breitet sich aus, verbindet sich und nährt mit seinem Wasser die nächst größeren Gewässer. Am Anfang des Weges steht die Quelle, der Ursprung eines Gewässers. Etymologisch stammt das Wort „Quelle“ von dem Verb „quellen“ ab, welches dem althochdeutschen quellan entspringt und so viel wie „(über)fließen“ oder „herabträufeln“ bedeutet. Heute wird umgangssprachlich „Quelle“ als Ursprung eines Themenbereichs oder eines Gewässers bezeichnet.

Hast du schon einmal bewusste Zeit an einer Quelle oder einem Bach verbracht? Kennst du einen Ort mit einer Quelle, wo du dich den Energien hingeben kannst? Wo du den unermüdlichen Fluss, das lebendige Plätschern und die nährenden Qualitäten eines Quellortes erfahren kannst? Eine Quelle, einen Ort der Inspiration gefunden hast?

Auch DU bist eine Quelle! Du nährst dein Umfeld, bringst etwas zum Fließen. Ist dir das bewusst?

So nimm dir Zeit, suche einen Bach oder eine Quelle auf, nimm wahr und fühle tief in dich hinein:

Was ist meine Quelle?
Wer oder was ist mein Ursprung?

Wer oder was inspiriert und nährt mich?
Vertraue ich meinem Weg voller Hingabe?
Wem oder was diene ich als Quelle?
Was bringe ich zum Fließen?

Wertschätze und hüte deine Quellen und auch dich als Quelle.

Naturgang: Wahrnehmungen am Bach

An den Füßen der Esche, die ich so sehr liebe, fließt ein kleiner Bach. Im Sommer versiegt er, im Winter und Frühling führt er Wasser und plätschert munter vor sich hin. Ich suche mir einen Platz, von wo aus ich den Bach gut sehen und hören kann. Ich verbinde mich mit der Erde und dem Himmel – und natürlich auch mit dem Wesen des Wassers.

Ich bin die Lebenskraft, ich bringe das Leben. Ich reinige das ganze System, auch die Zellen.

Wohin fließt du?

Ich weiß es nicht. Ein Teil von mir fließt in die Erde, ein anderer Teil verdunstet in den Himmel und ein weiterer Teil fließt weiter in die Landschaft. Tiere und Pflanzen trinken von mir, nehmen mich in ihren Körpern auf. Manchmal machen das auch Menschen.
Ich suche mir meinen Weg. Manchmal geht es nicht weiter, es staut. Schlamm und Morast kann dort entstehen.
Und doch finde ich immer wieder einen Weg, um rein weiter zu fließen.
Wohin ich fließe? Ich weiß es nicht. Es ist nicht wichtig.

Ich verstehe. In mir formt sich das Wort „Hingabe“ und mich durchfließt eine tiefe Dankbarkeit.
Wasser ist Leben.