Der leise Abschied

Im Jahreskreis wird die Schwelle und Zeitqualität im August auch „Lammas“ oder „Schnitterfest“ genannt. Das junge Pflänzchen aus dem Frühjahr ist im Sommer zur Blüte gekommen. Nun, im Spätsommer, reifen die Früchte und Samen.

Die Kornernte ist in ihrer Hoch-Zeit. Die Felder werden mehr und mehr „leer“ geräumt, das Korn wird geschnitten, die Ernte eingefahren (Schnitterfest). In früheren Zeiten hat man zu Ehren der Natur und den Erntegottheiten in tiefer Dankbarkeit für diese Ernte ein heiliges Brot gebacken und rituell verzehrt (Lammas = alt-angelsächsisch „Messe des Brotlaibes“). Damit wurde nicht nur die Dankbarkeit für Nahrung von Mutter Erde ausgedrückt, sondern auch für ein erfülltes Leben. Der August markiert auch den Beginn für Veränderung und Neuanfang, einen leisen Abschied vom Bewährten.

Nun erleben wir die Kraft des Feuers, der Sonne, welche die Früchte hat reifen lassen. Im August erleben wir ihre nährende, aber auch ihre zerstörerische Qualität. Durch die Trockenheit der letzten Sommer spüren wir die zehrenden Feuerkräfte noch mehr. Müssen wir uns Sorgen machen? Ich denke nicht. Auch wenn es schmerzt, unsere Natur und stattliche Bäume so schwach oder gar sterbend zu sehen, so ist dies doch eingebunden in ein großes Ganzes. Ein zyklisches Geschehen, der Übergang in etwas Neues. Ich erhalte immer wieder die Botschaft aus der Natur, Vertrauen zu haben, mich in der Hingabe an das Leben zu üben und loszulassen … Was bedeutet „Loslassen“ für dich?

Loslassen, eines unserer schwierigsten Übungen. Es ist schwer, etwas Bewährtes oder Liebgewonnenes gehen zu lassen, gibt es uns doch vermeintlich so viel Sicherheit. Das können Menschen, Tiere, Gewohnheiten oder auch Lebenskonzepte sein. Ist das alles noch stimmig, wie ich lebe? Was wartet da noch auf mich, was wartet auf uns alle? Was hält mich oder uns zurück und versucht, die Entfaltung zu verhindern? Sind meine Beziehungen noch stimmig? Was darf losgelassen werden?

Schauen wir in die weltweite Zeitqualität, so gibt es gerade eine Menge an „Rahmenbedingungen“, die uns scheinbar an unserer Entfaltung hindern. Vieles wird von außen reglementiert. Die sozialen Kontakte, die wir Menschen so elementar brauchen. Wesentliche Grundrechte sind nach wie vor außer Kraft gesetzt. Unsere Eigenverantwortung für unsere Gesundheit und die der Anderen, körperlich wie seelisch, traut man uns das noch zu? Viele haben ihre Arbeit, ihre materielle Existenz verloren oder bangen um sie. Auch hier gibt es Opfer, zahlreiche, die aus Hoffnungslosigkeit aus diesem Leben gegangen sind. Die erste Zeit der Solidarität ist einem Klima der Spaltung gewichen. Ängste, Nöte und Sorgen breiten sich aus, sie werden von außen noch geschürt. Doch Angst war noch nie ein guter Ratgeber. Sie bereitet den Nährboden für körperliches und seelisches Ungleichgewicht. Gerade jetzt ist doch die Erhaltung unserer Gesundheit so wichtig! In diesen Zeiten scheint es wichtiger denn je, in unserer Mitte zu sein und uns an unsere Eigenverantwortung und Schöpferkraft zu erinnern. Daran zu erinnern, dass wir alle Kinder des Lichts sind und getragen werden. Dieses „Erinnern“ gelingt am besten in tiefer Verbindung mit der Natur.

Wir befinden uns mitten in einem Transformationsprozess, auf persönlicher und weltweiter Bewusstseinsebene. Ausgelöst durch eine Mikrobe. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Alle Möglichkeiten der Veränderung liegen vor uns. Das „alte“ darf sich nun verabschieden. Was bedeutet „Transformation“ für dich?

Die Zeit und die Verbindung mit der Natur zeigt mir immer wieder, was wirklich wichtig ist für einen Wandel. Wäre die Angst vor einer Mikrobe in einem solchen Maß wie heute möglich, wenn wir uns unserer Schöpferkraft und unserer Verbindung mit der natürlichen und geistigen Welt bewusst wären?

Ich bete jeden Tag für den Wandel, hin zu einer Welt im Einklang mit der Natur und der geistigen Welt, mit Mutter Erde und Vater Himmel. Hin zu einer Welt, in der wir alles Leben als wertvoll betrachten, so wie es ist. Bedingungslose Liebe. Zu Pflanzen, Tieren, Menschen und Naturwesen. Eine Welt der Fülle, wo jedes göttliche Potential gelebt wird. Ein Leben in Frieden und in Liebe. Wie stellst du dir die neue Erde vor? Setze dich dafür aktiv ein, warte nicht länger.

Rezept „Lammas-Kräuterbrot“

Zutaten: 600 g Vollkorn-Dinkelmehl, 350 ml kaltes Wasser, 1 Pck. Hefe, 1 TL Honig, 1/2 TL Salz, 2 Handvoll Wildkräuter (z. B. Giersch, Brennnessel, Vogelmiere, Beifuß, Schafgarbenblättchen, Thymian).

Die Kräuter sehr fein schneiden. Salz und Mehl mischen. Die Hefe mit dem Honig im lauwarmen Wasser verrühren und zusammen mit den Kräutern zum Mehl geben. Alles schnell verkneten und bei Bedarf noch etwas Mehl dazu geben (es sollte ein lockerer Teig sein, der nicht an den Fingern klebt). Den Teig etwa 10 Minuten ruhen lassen und noch einmal 10 Minuten lang kneten. Den Teig zu einem Brot formen oder in eine Backform geben, einschneiden und noch einmal eine halbe Stunde gehen lassen. In den kalten Backofen schieben und bei etwa 200 °C ca. 45 Minuten backen. (nach einem Rezept von Doris Grappendorf)

Verzehre dieses Brot in tiefer Dankbarkeit zu Mutter Erde, die dir diese Nahrung geschenkt hat.