Der Schwarzdorn – Licht und Schatten

Der Schwarzdorn (Prunus spinosa) gehört wie so viele unserer regionalen Obstgehölze zu den Rosengewächsen und wird auch Schlehe genannt. Das Gehölz kann bis zu 6 Meter hoch werden, die Rinde ist schwarzbraun und die Äste sind mit 2 – 6 cm langen Dornen bestückt.

Im Frühjahr erscheinen die leuchtend weißen Blüten schon vor dem Laubaustrieb und kündigen früh im März den Frühling an. Das Gehölz ist über und über mit den rein weißen Blüten übersät und für uns Menschen in dieser noch kargen Vorfrühlingslandschaft eine wahre Augenweide. Im Spätsommer erscheinen dann die dunklen, blau-violetten Früchte. Sie schmecken roh sehr bitter und „pelzig“, was den typischen Geschmack der Schlehe ausmacht.

Der Schwarzdorn vereint die Polaritäten Licht und Schatten. Im Frühling verkörpert er den weißen Aspekt der dreifachen Göttin mit seinen weißen Blüten. Die weiße Göttin bringt den Frühling und die Erneuerung des Lebens. Die Frühlingsgefühle erwachen, das Summen der Bienen und Hummeln setzt wieder ein und wir dürfen uns auf das Ergrünen und die Wiederbelebung der Natur freuen. Das düstere Erscheinungsbild im Winter und die dunklen Früchte im Herbst symbolisiert den schwarzen Aspekt der Göttin, der Wintergöttin, Herrscherin der Unterwelt und Beschützerin der Toten und der Samen in der Erde.

Auch in der planetarischen Signaturenlehre vereint das Gehölz Polaritäten: Der Schwellenplanet Saturn zeichnet seine Zeichen in das dunkle, harte Holz und die herben Früchte, der kraftvolle Planet Mars in die Dornen und Venus in die Blüten. So vereinen sich männliche und weibliche Kräfte sowie Licht und Schatten in diesem Pflanzenwesen.

Betrachten wir nun auch die heilkundlichen Eigenschaften vom Schwarzdorn. Der Schwarzdorn ist nicht so beliebt wie der Weißdorn, wird er doch zumeist als „düster“ wahrgenommen und auch seine Dornen sind sicht- und spürbarer als beim Weißdorn. Und doch wohnen im Schwarzdorn viele heilende Impulse und Fähigkeiten.

In der Schulmedizin wurde die Heilwirkung vom Schwarzdorn nur wenig erkundet. Die Blüten sind als Schmuckdroge in Kräuterteemischungen zugelassen und die Früchte wurden einst äußerlich bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut zugelassen.

In der Volksmedizin werden die Blüten schon seit der Antike innerlich als Tee bei Verstopfung und äußerlich als Waschung bei Hautkrankheiten geschätzt. Weitere Anwendungsbereiche sind Erkältungskrankheiten, Fieber, Nieren- und Blasenleiden, Blutreinigung und Magenschwäche. Die Blüten schmecken leicht nach Bittermandel (Amygdalin) und können zur Aromatisierung verwendet werden (z.B. Sahne, Milch, Pudding …). Die Früchte werden bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Magenbeschwerden und als Stärkungsmittel eingesetzt. Aufgrund der enthaltenen Anthocyane wirken die Früchte stark antioxidativ und können so auch bei Krebserkrankungen hilfreich sein. Laufende Studien lassen hoffen! Die Früchte werden zur Vollreife von Ende Oktober bis November geerntet. Wenn sie im September oder Oktober gesammelt werden, sollten sie noch 1 – 2 Wochen kühl nachreifen, damit die Gerbstoffe abgebaut und die Früchte bekömmlicher werden. Einfrieren oder Frost ist hilfreich, damit sich der Saft besser aus den Früchten löst.

Das Holz vom Schwarzdorn kann für Räucherungen verwendet werden, um beklemmende Energiefelder aufzulösen. Der Rauch unterstützt bei der Abgrenzung und auch dabei, besser für sich (und die eigenen Entscheidungen) einzustehen. Die Blüten helfen bei seelischem Schmerz mit beklemmender Enge. Unterdrückte Gefühle werden befreit, Heilung kann geschehen.

Die Botschaft, die ich vom Schwarzdorn wahrnehme, ist: Erkenne den richtigen Moment, entscheide mit Herz und Verstand! Sei geduldig und milde mit dir.

Rezepte

Schlehenblütentee
1 – 2 gehäufte TL Blüten mit 200 ml heißem Wasser (80 – 90 Grad) übergießen und 5 – 10 Minuten bedeckt ziehen lassen, 1 – 2 Tassen täglich.

Schlehensaft
nach dem Rezept von Doris Grappendorf
Einen großen Topf mit Schlehen füllen und mit so viel kochendem Wasser übergießen, bis die Früchte etwa fingerdick bedeckt sind. 24 Stunden stehen lassen. Dann das Wasser in einen Topf abgießen und wieder zum Kochen bringen, auf die Früchte zurückgießen und wieder 24 Stunden stehenlassen. Der Vorgang wird noch einmal wiederholt. Den fertigen Saft in Flaschen abfüllen und bei 80 Grad ca. 20 Minuten einkochen. Der Saft kann zur (Abwehr-) Stärkung getrunken oder weiterverarbeitet werden zu Punsch, Likör, Fruchtaufstrich etc.

Schlehen Fruchtaufstrich
1 kg Schlehen mit 60 ml Wasser und dem Saft von einer Zitrone erhitzen und unter Rühren 5 – 10 Min. köcheln lassen, dann 200 ml Apfelsaft und 1/2 Zimtstange zugeben. Erneut erhitzen und 10 Minuten bei geringer Hitze und gechlossenem Deckel köcheln lassen. Vom Herd nehmen und durch ein feines Sieb oder Passiergerät passieren. Fruchtbrei abwiegen und die entsprechende Menge Gelierzucker (2:1) dazugeben Fruchtpüree mit Gelierzucker 3 Minuten kochen lassen und heiß in saubere Schraubgläser füllen.

Gewürzter Schlehenlikör
nach einem Rezept von Doris Grappendorf
Das ist mein persönlicher Lieblingslikör!
500 g Schlehen in ½ Liter Wasser einige Minuten kochen, abkühlen lassen und mit 1 Liter Rotwein übergießen. 4 – 5 Tage ziehen lassen. Danach absieben und die Flüssigkeit mit 3 Gewürznelken und einem Stück Zimtrinde kurz aufkochen, dann die Gewürze entfernen. 50 g Zucker einstreuen und 5 Minuten kochen lassen, dann 1 Pck. Vanillezucker zufügen. Nach dem Abkühlen 1 Liter Weizenkorn und 60 ml Rum eingießen. Den fertigen Likör in Flaschen füllen und kühl lagern.

Hinweis:
Die hier angegebenen Anwendungsbeispiele und Rezepturen ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch. Die Anwendung erfolgt in eigener Verantwortung und auf eigene Gefahr.

Fotos: Anja Böhme