Die Hasel (Corylus avellana) wurde bei unseren keltischen und germanischen Vorfahren als Symbol der Fruchtbarkeit, Quelle für Nahrung, Wissen und Weisheit verehrt. Im Mittelalter war es dann Hildegard von Bingen, welche die Hasel zur Potenzsteigerung der Männer empfahl und die Hasel als Baum der Ausgelassenheit beschrieb. Funde von Haselstäben und Haselnüssen in germanischen Gräbern deuten darauf hin, dass die Hasel auch im Toten- und Ahnenkult eine Bedeutung hatten.
Bei den Germanen war die Hasel dem Donnergott Thor geweiht. So konnte man bei Gewitter unter ihr Schutz finden und noch heute stecken sich Wanderer gerne einen Haselzweig an den Hut, damit sie vor Blitz und Donner geschützt sind. Nicht nur vor Blitz und Donner soll sie schützen, sondern auch vor allerlei anderen unheilvollen Mächten und Zaubereien.
Ich empfinde die Hasel als ein sehr lebendiges, verspieltes Wesen. Ich liebe die Plätze, wo sie an Bächen und Quellen wächst. Hier ist die Präsenz von Naturwesen besonders intensiv spürbar. Es heißt, dass die Sinne für die „Anderswelt“ (die feinstoffliche, für uns „unsichtbare“ Welt) geöffnet werden, wenn wir unter einer Hasel verweilen. Dann kann es geschehen, dass wir Natur- und Geistwesen wahrnehmen. Die Verbindung der Hasel mit dem Element Wasser spiegelt sich vielleicht auch darin wieder, dass Haselholz für Wünschelruten zum Auffinden von Wasseradern und Quellen, aber auch anderer Kraftfelder, verwendet wird. Und nicht nur das, sie soll auch die verborgenen Eingänge zu den Schätzen der Erde zeigen.
Wie die Weide gehört die Hasel zu den Frühblühern und ist eine wichtige Nahrungsquelle von Insekten, insbesondere für die ersten Bienen des Jahres. Im Herbst bieten ihre Nüsse vielen Wildtieren Nahrung, wie z. B. dem Eichhörnchen, (Hasel-) Mäusen oder Eichelhäher.
Die Hasel gehört zu den Birkengewächsen und kann bis zu 12 Meter hoch werden. Die aufrechten Triebe verästeln sich mit zunehmendem Alter. Ihre Rinde ist glatt, grau bis rotbraun und punktiert. Die Hasel gehört zu den „einhäusigen“ Pflanzen, wir finden also männliche und weibliche Blüten an einem Strauch. Die männlichen Blüten sind 8 cm lange Kätzchen, die vor dem Laubtrieb im Februar erscheinen. Sie tragen über zwei Millionen Pollenkörner! Die weiblichen Blüten sind sehr klein und unscheinbar. Sie sehen aus wie Knospen, aus denen Büschel mit roten Zipfeln (Narbenbüschel) hervorschauen. Die Blätter erscheinen ab April, sie sind behaart, herzförmig-rund und haben eine deutliche Spitze. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind, ihr Früchte sind echte Nüsse.
In der Schulmedizin wird die Hasel nicht verwendet, sie ist in der Phytotherapie kaum erforscht. In der Volksmedizin schätzt man vor allem die Kätzchen (männliche Blüten) in Teemischungen als fiebersenkendes, schweißtreibendes Mittel sowie zur Anregung von Stoffwechsel und Blutkreislauf. Blätter und Rinde werden äußerlich in Form von Auflagen und Umschlägen bei Krampfadern, Venenentzündungen, Hauterkrankungen und Geschwüren verwendet (siehe Rezept), innerlich bei Fieber.
Die Nüsse sind wahre Energiespender, sehr gute Eiweißlieferanten und gehaltvolle Winternahrung (nicht nur für Tiere!). Gut kauen ist wichtig, denn dann gelangen die wertvollen Vitamine (vor allem die B-Vitamine) und Mineralien (Kalium, Kalzium, Phosphor, Magnesium, Eisen, Schwefel) schnell über die Schleimhäute in die Blutbahn. So liefern sie zügig Energie, regen das Gehirn an, stärken die Aufmerksamkeit, Wachheit und auch die Nerven. Kein Wunder also, dass unsere Vorfahren die Hasel als Quelle der Weisheit und Inspiration verehrten. Da die Nüsse auch bis zu 70 % einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten, senken sie den Cholesterinspiegel und beugen Herz- und Kreislauferkrankungen vor. Eine Handvoll Haselnüsse pro Tag reichen für diese positiven Wirkungen aus (und bitte daran denken, sie gut und gründlich zu kauen!).
Haselnussöl enthält viel Vit. D und E sowie bis zu 90 % einfach ungesättigte Ölsäure. Es eignet sich als Salatöl und wird auch zur Körper- und Gesichtspflege gerne verwendet. Es zieht schnell in die Haut ein, pflegt vor allem die trockene Haut und schützt sie vor der Kälte oder ein Übermaß an Sonne.
In der Gemmotherapie (Knospen-Heilmittel) wird das Gemmo-Mazerat bei Kreislauf- und Stoffwechselbescherden sowie Atemwegserkrankungen (Asthma, Bronchitis, Lungenerkrankungen) geschätzt. Auf seelischer Ebene wirkt sie schützend bei (zu) hoher Sensitivität (von Wetterfühligkeit bis zur Wahrnehmung aus der Jenseitigenwelt).
Die Räucherung der Blätter stärkt die mentalen Kräfte, bringt Leichtigkeit und Flexibilität. Das Verräuchern der Rinde bringt uns mit Natur- und Geistwesen in Kontakt.
In der Baumheilkunde wirkt die Hasel klärend auf Geist, Seele und Körper, wenn wir ihre Nähe suchen.
RezepteErkältungs- und Grippetee Rinden- und Blättertee für Umschläge Hasel-Tinktur aus Kätzchen, Knospen, Blätter Im Februar werden zunächst die männlichen Kätzchen und weiblichen Knospen gesammelt (je eine Hand voll) und Haselnusslikör |
Hinweis:
Die hier angegebenen Anwendungsbeispiele und Rezepturen ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch. Die Anwendung erfolgt in eigener Verantwortung und auf eigene Gefahr.
Quellen:
Siegrid Hirsch & Felix Grünberger: Die Kräuter in meinem Garten.
Ursula Stumpf, Vera Zingsem & Andreas Hase: Mythische Bäume.
Susanne Fischer-Rizzi: Blätter von Bäumen
Fotos: Anja Böhme