Rückzug und Los-Lassen

Was zeigt uns gerade die Natur, welche Botschaften hält sie für uns bereit? Was fühlst DU in dieser Jahreszeit und wie geht es dir damit?

Ich liebe dieses „leise“ Sterben in der Natur. Es fühlt sich für mich an, als ob die Bedeutung der Zeit aufgehoben wird. Es wird stiller in der Natur. Die wenigen (Natur-) Stimmen, die noch hörbar sind, bekommen eine andere, eine viel tiefere Bedeutung. Wir dürfen wahr-nehmen.

Vorbei ist es mit der üppigen Fülle des Sommers, mit dem Zerfließen in das Äußere. Alter Ballast wird abgeworfen. Was nicht mehr gebraucht wird und hinderlich ist, darf nun gehen.

Was siehst und erkennst du hier?

Los-Lassen. Das Eschenblatt hält sich mit letzter Kraft (oder kraftvoll?) an einem ihrer Zweige fest. Nur noch wenige Zentimeter, bis es zur Erde gleitet und dort in den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen eintritt.

Loslassen – wie geht das? Immer wieder werden wir in unserem Leben ermuntert, los zu lassen. Von Erlebnissen und Gedanken, die uns und anderen Wesen (scheinbar) nicht gut tun. Doch wie kann ich „Loslassen“?

Für mich ist es mehr ein „Zu-Lassen“, ein Annehmen. Im Laufe unseres Lebens gehen wir Menschen immer wieder durch schwierige Zeiten, Krisen, Krankheiten oder begleiten Menschen in herausfordernden Zeiten. Das rüttelt uns dann sehr auf, und wie fühlen Trauer, Wut und oft auch Ungeduld. Wir möchten diese Gefühle nicht haben, wollen lieber fröhlich und glücklich sein. Wir übersehen, welch großes Geschenk auf uns wartet, wenn wir Gefühle wie Trauer und Schmerz zulassen und uns vertrauensvoll dem Prozess hingeben. Das Leben meint es gut mit uns, und es sind genau diese Schwellenzeiten, aus welchen wir am Ende gestärkt und ein wenig „weiser“ hervorgehen.

Das Eschenblatt hat für mich eine tiefe Symbolkraft: Ich habe die Kraft, in schwierigen Zeiten einen Halt zu finden. Ich vertraue dem Fluss des Lebens und lasse mich im richtigen Moment fallen.