Pflanzen-Steckbrief: Der Weißdorn

Der Weißdorn wurde in diesem Jahr zur Arzneipflanze des Jahres 2019 gewählt. Nun möchte ich dir diese wundervolle und magische Pflanze vorstellen, die von unseren Vorfahren so verehrt wurde.

Die roten Früchte vom Weißdorn leuchten im Spätsommer und Herbst in den Hecken und am Waldrand. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, die auch ihre Samen verbreiten. Wenn wir die Früchte kosten, dann schmecken sie ein wenig mehlig. Vom Fruchtfleisch umhüllt finden sich entweder ein oder auch mehrere Samen, die zu den Nussfrüchten gehören. Die Anzahl der Samen sind auch gleich ein Hinweis, ob es sich um den Eingriffeligen Weißdorn (Crataegus monogyna, ein Samen) oder den Zweigriffeligen Weißdorn (Crataegus laevigata, zwei oder mehrere Samen) handelt. Beide Sorten werden phytotherapeutisch verwendet.

Den „Hagedorn“ finden wir gemeinsam mit Schwarzdorn (Schlehe) und Wildrosen in Heckengehölzen. Einst schützten diese Hecken die Siedlungen der Menschen vor dem „wilden“ Umland. So wird der Weißdorn bis heute als Schutzpflanze wahrgenommen. Ein Wanderstock aus dem Holz vom Weißdorn sollte den Wanderer vor Unfällen und Unheil schützen. Diese Schutzwirkung findet sich auch durch seine heilenden und schützenden Kräfte auf unser menschliches Herz wieder.

Liegen wir unter einem alten Weißdorn, so mutet der oft knorrige Wuchs des Stammes sehr mystisch und geheimnisvoll an. Der Weißdorn galt früher als Tor zur Anderswelt – hier konnte man in das Reich der Feen, Elfen und Zwerge eintreten. Die Zauberin Viviane soll einst den Druiden Merlin in einen Weißdornstrauch verbannt haben, nachdem er ihr seine Zaubergeheimnisse verraten hatte.

Erkennungsmerkmale und Verwechslungsgefahren

Der Weißdorn gehört zur Familie der Rosengewächse. Wir erkennen es an den fünf weißen Blütenblättern und den vielen Staubblättern. Im Mai ist der Weißdorn über und über mit dieser weißen und duftenden Blütenpracht überzogen. Ab September werden die roten Früchte dann reif. Die Blätter des Weißdorns sind gelappt, beim Eingriffeligen Weißdorn deutlicher und tiefer als beim Zweigriffeligen Weißdorn. Während der Blütezeit kann der Strauch evtl. mit Wildkirschen verwechselt werden. Schaut man sich jedoch die Blätter genau an, so sind die gelappten Blätter vom Weißdorn ein eindeutiges Erkennungsmerkmal. Zudem ist der Weißdorn ein Dornenstrauch!

Verwendung als Heilpflanze

In der Schulmedizin ist der Weißdorn für seine kräftigende und ausgleichende Wirkung auf das Herz und den Blutdruck bekannt. Gerade in den heutigen Zeiten, wo Stress und Angst das Leben schwer machen kann, ist uns der Weißdorn ein guter Helfer.

Der Weißdorn unterstützt das Herz in allen Phasen unseres Lebens. Er verbessert die Durchblutung der Herzkranzgefäße, wodurch die Sauerstoffversorgung des Herzens erhöht wird. Weißdorn reguliert und harmonisiert den Blutdruck und unterstützt die Herzfunktion bei Unruhe, Schlafstörungen, Angstzuständen, Nervosität oder Depressionen.

Die Kommission E und ESCOP empfiehlt den Weißdorn bei Herzinsuffizienz (Herzschwäche) im Stadium II, bei nervösen Herz­beschwer­den sowie zur Unterstützung der Herz- und Kreislauffunktion.

Verwendet werden in erster Linie die Blätter und Blüten, die im Mai geerntet werden. Getrocknet können sie als Tee oder in Teemischungen verwendet werden, oder wir setzten eine Tinktur an (Rezept siehe unten). Auch die Früchte, die wir im Herbst ernten, können Teemischungen und alkoholischen Auszügen zugefügt werden. Bereits die Germanen und auch Paracelsus schätzten die Weißdornbeeren als Kraft- und Stärkungsmittel. Sie sind auch eine wohlschmeckende Zutat für Liköre und Gelee, zudem enthalten die Früchte sehr viel Vitamin C.

Weißdornpräparate sollten über einen längeren Zeitraum angewendet werden, da er seine Wirkkraft langsam entwickelt. Er lädt uns also in dieser hektischen Zeit zur Geduld ein!

Neben- und Wechselwirkungen

Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt. Selten kann es zu Magen-Darm-Beschwerden oder Schwächegefühlen kommen.

Rezept: Weißdorntropfen

Zutaten: 
Frische Blüten und Blätter (geerntet im Mai) und reife Früchte (geerntet im September/ Oktober), Wodka.

Zubereitung und Anwendung:
Im Frühjahr wird der alkoholische Auszug aus den Blättern und Blüten, im Herbst aus den Früchten angesetzt: Die Pflanzenteile werden in ein Marmeladenglas gegeben, bis dieses etwa zur Hälfte gefüllt ist. Dann wird mit Wodka aufgegossen, bis das Glas randvoll gefüllt ist. Das Glas schließen und vier Wochen lang hell ausziehen lassen, dabei so oft wie möglich schütteln. Nach vier Wochen werden die Tinkturen abgefiltert und miteinander vermischt. Dadurch erhält man die ganze Wirkkraft des Weißdorns in einer Tinktur.

Die Weißdorntropfen können bei Altersherz, Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße, leichten Formen der Herzenge und Herzschwäche, Beklemmungsgefühlen, leichte Formen von Herzrhythmusstörungen und Herzjagen, bei Kreislaufbeschwerden und zur Beruhigung eingenommen werden. Von den Weißdorntropfen können dreimal täglich 20 – 25 Tropfen eingenommen werden.

Hinweis: Auch wenn der Weißdorn zur Eigenmedikation gut geeignet ist, sprich bei Herzbeschwerden auf jeden Fall mit deinem Arzt/ deiner Ärztin oder Heilpraktiker/in!

Rezept:
Teemischung gegen nervöse Herzstörungen
nach Ursel Bühring

Zutaten:
Je 25 g Weißdornblätter und -blüten, Melissenblätter, Rosenblüten und Baldrianwurzel.

Zubereitung und Anwendung:
Einen Teelöffel der Mischung mit einer Tasse heißem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Sechs Wochen lang dreimal täglich eine Tasse trinken.

Rezept: Herzlikör
nach Ursel Bühring

Zutaten:
200 g Weißdornbeeren, 1 – 2 Handvoll Melissenblätter, 1 Zimtstange, 100 g Kandiszucker und 700 ml Korn (32%).

Zubereitung und Anwendung:
Alle Zutaten in ein Glasgefäß füllen und sechs Wochen ziehen lassen. Abgießen und dnach noch mindestens drei Monate ruhen lassen.
Täglich ein bis zwei Likörgläschen genießen.


Hinweis:
Die hier angegebenen Anwendungsbeispiele und Rezepturen ersetzen in keiner Weise den Arztbesuch. Die Anwendung erfolgt in eigener Verantwortung.